Vermischtes
Mit Schneckentempo durchs Netz /
Warten auf Breitbandverkabelung / Stadt Kehl startet Umfrage
Quelle: baden-online.de
Kehl. Mal
schnell ins weltweite Netz, rasch ein Filmchen oder Musik
runterladen – in sechs Kehler Ortschaften können die
Internetnutzer davon nur träumen. Die Stadt Kehl prüft nun
verschiedene Möglichkeiten, um die Ortsteilbewohner aus der
kommunikations-technischen Steinzeit ins digitale Zeitalter zu
holen.
»In Hohnhurst hat
weniger als ein Prozent der Haushalte Zugang zu DSL, die
Übertragungsgeschwindigkeit beträgt weniger als ein Megabit pro
Sekunde«, gibt die Pressesprecherin der Stadt, Annette Lipowsky,
ein Beispiel für die Breitbandunterversorgung. Während es jedem
Haushalt möglich sein muss, Strom zu erhalten oder über eine
Telefonleitung erreichbar zu sein, gibt es bei der
Breitbandverkabelung die so genannte Versorgungspflicht nicht.
Zuschuss der
Stadt
»Weil der Markt überdies privatisiert wurde, bemühten sich die
Investoren freilich vor allem dort um die Versorgung der
Bevölkerung, wo es sich lohnte«, beschreibt Katrin Korth das
Dilemma.
Lohnend sind
digitale Teilnehmeranschlüsse also dort, wo viele Menschen auf
relativ engem Raum wohnen. Deshalb sind die Kehler Stadtteile
Hohnhurst, Auenheim, Leutesheim, Kork, Zierolshofen und der
Goldscheurer Ortsteil Kittersburg bisher außen vor, hat die
Leiterin der städtischen Tiefbauabteilung festgestellt: »Ohne
Zuschuss von der Stadt rechnet sich der Anschluss für die
Anbieter nicht.«
Für die Stadt geht
es dabei um viel Geld: »Das erste Angebot für den Anschluss
Hohnhursts ans Breitbandkabel sah eine städtische Beteiligung
von 200.000 Euro vor. Nach hartnäckigem Nachverhandeln und zähem
Ringen wäre für 91.000 Euro für Kittersburg eine sehr gute und
für Hohnhurst immerhin eine passable Versorgung zu erreichen
gewesen, wovon 30 000 Euro über Landesförderprogramme
bezuschusst worden wären«, informiert Annette Lipowsky. Für
Leutesheim sollte die Stadt 160.000 Euro bringen, damit die
Telekom das Breitbandkabel in die Ortschaft legt, berichtet die
Pressesprecherin.
Oberbürgermeister
Günther Petry und die Kehler Gemeinderäte wollten nach
Mitteilung aus dem Rathaus diese Summen jedoch nicht in den
aktuellen Doppelhaushalt stellen, bevor geprüft war, wie und mit
welchem finanziellen Aufwand auch die anderen Kehler Ortsteile
ins digitale Zeitalter geholt werden können.
Kommunikationsplaner
Deshalb hat der Tiefbaubereich jetzt einen Kommunikationsplaner
eingeschaltet. »Zu den Aufgaben des Unternehmens gehört es, nach
einer Analyse des Bestands in den sechs Ortsteilen zu prüfen,
welche Zugangsmöglichkeiten zu DSL es gibt«, erklärt Lipowsky.
Dazu gehört eine
Untersuchung der »baulichen Gegebenheiten«, wie die städtische
Tiefbauchefin Katrin Korth formuliert. Sie meint damit eine
Auflistung von Funkmasten, Kirchtürmen und anderen
hochaufragenden Bauwerken, aber auch von schon vorhandenen
Lichtwellenleiterkabeln beispielsweise im Zuge von
Gasleitungstrassen. Für jeden Ortsteil soll dann bis Oktober ein
individueller Lösungsvorschlag erarbeitet werden.
Befragung zur
Internetnutzung
In einem ersten Schritt zur Verbesserung des Breitbandangebots
hat der Tiefbaubereich Anfang dieser Woche alle betroffenen
Ortsverwaltungen angeschrieben und darum gebeten, eine
Bürgerbefragung vorzunehmen. »Jeder Haushalt erhält einen
Fragebogen, auf dem die Mitglieder darüber Auskunft geben
sollen, wofür sie ihren Internetanschluss nutzen, bei welchem
Provider sie derzeit sind und ob sie Interesse an einer besseren
und schnelleren Internetverbindung haben«, erläutert Lipowsky.
Parallel dazu befragt die Stadtmarketing- und
Wirtschaftsförderungs-GmbH die Gewerbetreibenden in den
Ortschaften. Bis zum 15. September sollen die ausgefüllten
Fragebögen wieder im Kehler Rathaus eingetroffen sein.
Bis der neue Doppelhaushalt für 2011/2012 aufgestellt wird, ist
sich Katrin Korth sicher, sind die Ergebnisse der Befragung und
der technischen Untersuchung so ausgewertet, dass für alle
Stadtteile ein Angebot unterbreitet und der städtische Aufwand
für den DSL-Anschluss beziffert werden kann. »Für die
Hohnhurster, die Auenheimer und Leutesheimer, die Korker, die
Zierolshofener und die Kittersburger bedeutet dies allerdings«,
so Pressesprecherin Annette Lipowsky, »dass sie sich auf jeden
Fall noch bis 2011 mit Schneckengeschwindigkeit durchs world
wide web manövrieren müssen.«
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