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Vermischtes

Anni Hummel aus Leutesheim feierte ihren
90. Geburtstag

Kehl-Leutesheim (pr). Jahrzehntelang für das DRK, und dabei hauptsächlich für ältere und kranke Leute im Dorf tätig, war Anni Hummel aus Leutesheim. Am vergangenen Freitag feierte sie mit Familie, Nachbarn und vielen Freunden bei relativ guter Gesundheit ihren 90. Geburtstag.

18 Jahre lang war Anni Hummel Vizechefin beim Leutesheimer DRK. Im Besuchdienst für ältere und kranke Menschen sieht sie eine wichtige Lebensaufgabe. Und die nimmt sie bis heute immer noch gerne wahr. Seit einem Jahr kann sie allerdings nicht mehr mit dem Rad fahren. Es geht daher ein wenig länger bis sie bei allen war, und das sind derzeit immer noch acht Leute im Dorf, denen sie regelmäßig einen Besuch abstattet.

Am vergangenen Freitag war Anni Hummel aber diejenige, die von innen die Tür aufmachte. »Beb´s Liss« (92) und das »Merze Liesel« (84) waren die ersten Gratulantinnen. Beim Geburtstag wurden auch die Geschichten von früher erzählt. Und Anni Hummel hat einiges zu berichten. Schon in der frühen Jugendzeit ging sie der Nachbarschaft beim Einkaufen und der Verwandtschaft auf dem Feld zur Hand. Mit 15 arbeitete Anni Hummel in einem Haushalt in Straßburg. »Dort gab´s 45 Reichsmark im Monat«, berichtete Anni Hummel stolz, »die in Kehl verdienten nur 15 Mark«.

Der 4. Juni 1938 war ein schöner Tag: Anni heiratete ihre Jugendliebe Friedrich Hummel. Zwei Kinder, Ernst und Karl, wurden geboren. Der Mann musste in den Krieg und im April 1944 erhielt die Familie daheim die schlimme Nachricht, dass der Ehemann und Vater nie mehr nach Hause kommen würde.

Es war die Zeit der Sorgen für die junge Witwe. Im Dezember 1944 schlug dann auch noch eine französische Granate in das Fachwerkhaus in der Rathausstraße ein. Ein 14-jähriges Nachbarmädel, das sich gerade bei Anni aufhielt, kam dabei ums Leben. Viele Jahre machte ihr dieser Unglücksfall zu schaffen.

Leutesheim wurde evakuiert. Mit dem Kuhgespann ging es nach Renchen-Ulm. Bei der Rückkehr fanden die Hummels ihr Haus in einem erbärmlichen Zustand vor. Nur in einem Raum konnte man sich noch notdürftig aufhalten. Anni Hummel suchte zusammen mit ihrem Vater im Rhein nach Treibholz. Mit dem konnten sie ihr Dach notdürftig flicken.

»Die Zeiten waren schlecht, und trotzdem waren wir zufrieden mit dem, was wir hatten«, erinnert sich Anni Hummel. Mit zwei Kühen, Schweinen und Kleinvieh hielt sie die Familie über Wasser. Ab 1950 arbeitete Anni Hummel neun Jahre lang in der Milchzentrale.

Ihr Sozialdienst begann 1947 mit dem Verteilen von Care-Paketen an Bedürftige in Leutesheim. Den Zettel, mit dem sie von der damaligen DRK-Vizechefin, dem »Schmidt-Käthel«, Order erhielt, hat sie heute noch.




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Aktives Dorf Leutesheim, März 2009