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Ortschaftsrat Leutesheim

Wegen Naturschutz: Feuerwehr-Schlauchturm bleibt nun doch erhalten

Kehl-Leutesheim (ar). Ursprünglich sollte der Turm des Feuerwehrhauses abgerissen werden. Die Sanierungskosten seien zu hoch und außerdem würde ihn sowieso niemand mehr gebrauchen, hieß es noch vor wenigen Monaten. Damals hatte man allerdings die Rechnung ohne die Vögel gemacht, die es sich mittlerweile im Turm gemütlich gemacht haben und dort ihren Nachwuchs heranziehen.

Laut Bundesnaturschutzgesetz ist der Abriss eines Gebäudes unzulässig, wenn Vögel darauf brüten. Und auch danach, wenn die Kleinen bereits ausgeflogen sind, gibt es strenge Auflagen: Sind die Tiere vom Aussterben bedroht, darf das Gebäude nur zerstört werden, wenn man ihnen alternative Brutstätten in der nahen Umgebung zur Verfügung stellt. „Und da gibt es eigentlich nur die Kirche in Leutesheim, die ähnlich hoch ist“, sagt Gérard Mercier vom Naturschutzbund (NABU) Kehl. „Dort ist aber kein Platz mehr. Die einzige Luke, die als Niststätte dienen kann, hat bereits eine Schleiereule besetzt.“

Zwar könne man theoretisch Nistkästen an der Kirche anbringen, das sei aber noch lange keine Garantie dafür, dass die Tiere auch wieder zurückkämen, so Mercier. „Möglicherweise suchen die sich dann was anderes, und das nicht mehr in Leutesheim.“ Laut NABU wurde der Turm in der Vergangenheit unter anderem von Turmfalken, Dohlen und Schleiereulen angeflogen. Damit diese nun in Ruhe weiter dort leben können, hat der Technikausschuss der Stadt Kehl die Sanierung des Turms beschlossen. Der NABU wird ihn danach – zunächst für zehn Jahre – übernehmen und Nistplätze für weitere Vogelarten wie Mauersegler, Waldkauz und Fledermaus schaffen.

Die Kosten der Sanierung: 30 000 Euro. Das sind 12 000 Euro mehr als für den Abriss geplant waren. „Eine gute Investition“, freut sich Ortschaftsrat Hans Baas, der sich von Anfang an für eine Erhaltung des Turms eingesetzt hatte. „Und das nicht nur wegen des Naturschutzes, sondern auch, weil er mittlerweile schon so etwas wie das Wahrzeichen von Leutesheim geworden ist.“ Auch wenn er natürlich „nicht so schön“ sei, fügte er hinzu.

Dass der Turm „nicht gerade hübsch ist“, findet auch Hans Bartelme. Auf der Ortschaftsratsitzung am Montagabend plädierte er für eine ansprechende Gestaltung des Feuerwehrturms im Zuge der Sanierungsarbeiten. „Ich kann mir zum Beispiel gut ein Klettergewächs an der Fassade vorstellen“, sagte er. Ortsvorsteher Ernst Kleinmann will außerdem sicherstellen, dass sich wegen der Nutzung des Turms durch den NABU keinerlei Einschränkungen für den anliegenden Jugendtreff oder bei Veranstaltungen der Feuerwehr ergeben.
 



Foto: Antje Ritzert

„Nicht gerade hübsch“, soll aber als Brutstätte für bedrohte Vogelarten erhalten bleiben: der Turm vom Leutesheimer Feuerwehrhaus. Was hier gerade anfliegt, gehört allerdings nicht zur Spezies Schleiereule, Turmfalke und Co., sondern ist eine gewöhnliche Taube.



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Aktives Dorf Leutesheim, Oktober 2013