Musikverein Leutesheim
Das Jahreskonzert der »Harmonie«
Leutesheim stand ganz im Zeichen der Klassik
Quelle: baden-online.de
von Daniel J. Basler
Kehl-Leutesheim.
Trotz der eher nüchternen Atmosphäre der Leutesheimer
Mehrzweckhalle brauchte das große Orchester der »Harmonie« nicht
lange, bis die über 300 Zuhörer am Samstagabend auf ein
imposantes Konzertvergnügen eingestimmt waren.
Die entsprechenden Zutaten hatte Dieter Baran, »Ziehvater« und
Dirigent des Musikvereins, der im Mai sein 85-jähriges Bestehen
feiert, inhaltlich und kunsthistorisch so ausgewählt, dass das
Publikum nicht nur treffend mit Klassikern unterhalten, sondern
ihm zudem großes Menschen-Theater geboten wurde. Nach dem
erhabenen Einstieg mit Wagners Fanfare »Also, sprach
Zarathustra« durchwanderten die 80 Musiker in den bewährten
Händen ihres »Chefs« die Bandbreite menschlicher Leidenschaften.
im weitesten Sinne.
Finessen erklärt
Die beiden Moderatoren Petra Hummel und Mario Haus lieferten die
Erläuterungen zu den Darbietungen und erklärten die besonderen
Finessen und Hintergründe jedes Stücks, teils garniert mit
Kurzinfos zu den Künstlern.
Ein großes verbindendes Thema machte der seit einem Jahr
amtierende Vorsitzende Martin Karch aus: »Balzen, buhlen und
werben um die Damen. Daran hat sich in unserer Stammesgeschichte
bis heute nichts geändert
Ebensowenig lässt es sich erklären, doch irgendwie macht’s auch
Spaß!«, brachte er die Irrungen und Wirrungen, die in Stücken
wie »Der Aufzug der Meistersinger«, dem Zigeunertanz aus Bizets
»Carmen« oder im »Ritt der Walküren«, einer der Höhepunkte in
Richard Wagners Tetralogie »Der Ring der Nibelungen«, zum
Vorschein kommen, zusammen.
Dass die Liebeständeleien dabei nicht immer nur durch ein
Happy-End charakterisiert sind, »schallte« dem Publikum durch
mehrere monumentale und gewaltige Klangszenen entgegen. Zur
Höchstform lief das Ensemble, das über mangelnden Nachwuchs
nicht zu klagen braucht, hier auf.
Spätestens bei der symphonischen Dichtung »Finlandia«, der
Nationalhymne des skandinavischen Landes, zeigte sich die
Perfektion des Orchesters. Gekonnt zu meistern wusste es die
verschiedenen Tempo- und Tonartwechsel, vor allem im Bereich des
Holzregisters.
Ebenso fesselnd stellten sich Lorenz Beringer, Jaro Baran,
Jascha von der Goltz und Lucas Grammelspacher als talentierte
Allround-Percussion-Künstler vor. Die vier »Jugend
musiziert«-Bundespreisträger veranstalteten in der Pause unter
Leitung ihrer Freiburger Lehrerin Inez Ellmann auf der Bühne ein
herrliches »Donnerwetter« mit Bongos, Drums, Schlagzeug und
gleich drei Marimbaphonen. Das komplizierte Gefüge ineinander
greifender Rhythmen in modern arrangierten Stücken von Bach und
Ravel beherrschten sie dabei ebenso mitreißend wie die eher
sanft-sphärischen Schwingungen im Stück »Teamwork« von Mitch
Markovich oder die »Ball-Percussion-Nummer«, bei der
Experimentierfreude, Lust am Musizieren und technisches Geschick
Hand in Hand gingen.
Fulminanter Schlusspunkt
Mit den ebenso beliebten wie zündenden Melodien der
»Tritsch-Tratsch-Polka« und dem »Radetzky-Marsch« aus der
österreichischen Strauss-Dynastie sowie den stürmisch
geforderten Zugaben hatten die Musiker den fulminaten
Schlusspunkt eines durchweg ehrgeizigen und niveauvollen
Konzertabends gesetzt, der das neue Jahr in Leutesheim gleichsam
mit einer musikalischen Bravourleistung eingeläutet hat.
|